Seit 200 Jahren ist der Aufbau eines Haferlschuhs weitgehend unverändert. Wie die allermeisten Schuhe besteht auch der Haferlschuh aus zwei Hauptbestandteilen – dem Schaft (Schuhoberteil) und dem Boden (Sohlen), die über den formgebenden Leisten zum dreidimensionalen Schuh zusammengebaut werden. Im Unterschied zu industriellen Fertigungsverfahren werden diese beiden Bestandteile aber nicht durch Klebstoff oder durch Flüssiganformung von Kunststoffsohlen miteinander verbunden, sondern in guter Handwerkstradition durch zwei Nähte.
Nahtverbindungen sind überdurchschnittlich solide, langlebig und flexibel. Darüber hinaus sind zwiegenähte Schuhe im wörtlichen Sinne nachhaltig und umweltfreundlich! Denn der Schuhmacher kann die Laufsohle im Schadensfall abtrennen und ersetzen, ohne den Schuh zu beschädigen.
Dieser Zwienähtechnik - und der Spitzenqualität aller von uns verarbeiteten Materialien und Werkstoffe – verdanken alle unsere Modelle ihre einmalige Schönheit, Haltbarkeit und Strapazierfähigkeit. Ideale Voraussetzung dafür, dass Schuhe von Original Haferl® ihre Träger wie gute Freunde lange Zeit begleiten können und ihnen täglich Freude machen.
Die Skizze zeigt den komplexen Aufbau unserer Haferlschuhe.
Die Staublasche ersetzt beim Haferlschuh die Zunge. Sie wird zwischen Ober- und Futterleder eingenäht und verhindert besonders zuverlässig das Eindringen von Feuchtigkeit und Staub in den Schuh.
Die Hinterkappe besteht aus verpresster Lederfaser. Sie wird zwischen Oberleder (9) und Futterleder (11) eingearbeitet und gibt dem Fuß später im Fersenbereich Halt. Das sorgt für ein sicheres Tragegefühl und arbeitet Stolpergefahr und Umknicken entgegen.
Die Decksohle besteht aus dünnem und abriebfestem Leder. Sie bedeckt im Schuhinneren die Brandsohle (12) aus Kernleder und kann überschüssigen Schweiß aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen. Ein unterlegtes Fersenpolster aus Latexschaum dämpft den Auftritt und trägt zum Tragekomfort bei.
Die Einstechnaht verbindet das Oberleder (9), auch Schaft genannt, die Brandsohle (12) und den Rahmen (7). Das verwendete reiß- und verrottungsfestem Garn heißt in der Fachsprache des Handwerks auch Pechdraht.
Die Gelenkfeder ist ein 1,5 cm schmales und 10 cm langes Werkteil aus elastischem Federstahl, das im Mittelfußbereich zwischen Brandsohle (12) und Zwischensohle (14) in die polsternde Ausballmasse (13) eingelegt wird. Die Feder verteilt den Druck und stabilisiert so die Sohle an der besonders belasteten Stelle im Übergang von der Ferse zum Vorfuß. Das verhindert ein „Durchbrechen“ der Sohle.
Das Gelenkstück, bestehend aus Gelenkfeder und Abdeckung, wird zwischen Absatz und Trittfläche des Schuhes eingearbeitet und dient zur Stabilisierung.
Der Rahmen ist ein schmaler Lederstreifen, an dem bei zwiegenähten Schuhen im wörtlichen Sinne alles hängt. Mittels der Einstechnaht (4) wird der Rahmen mit dem Oberleder/Schaft (9) und der Brandsohle (12) vernäht. Über die Doppelnaht (8) wird die Zwischensohle (14) an den Rahmen angenäht (siehe auch unsere Info So entsteht ein Haferlschuh). Der Rahmen hält also Schaft, Brandsohle und Laufsohle zusammen und erlaubt es, bei Bedarf die Laufsohle zu ersetzen, ohne dass der Schuh auseinanderfällt. Wir verarbeiteten nur Rahmen aus vollnarbigem Rindleder.
Die Doppelnaht aus Pechdraht verbindet den Rahmen (7) mit der Zwischensohle (14).
Das Oberleder (Schaft) prägt das ästhetische Erscheinungsbild des Schuhs und bestimmt zugleich seine Qualität und Haltbarkeit. Unsere Haferl werden nur aus besten vollnarbigen Ledern aus renommierten europäischen Gerbereien gefertigt. Wir verwenden Rindleder, Kalbleder und Veloursleder.
Die Vorderkappe ist ein stabilisierendes Werkteil, das an der Schuhspitze zwischen Ober- und Futterleder eingesetzt wird. Es besteht aus thermoplastischem Kunststoff und bewahrt die vom Leisten (17) vorgegebene typische Schiffchen-Spitze des Haferlschuhs (siehe auch unsere Info Typisch Haferl).
Das Futterleder wird zusammen mit dem Oberleder (9) verarbeitet. Es bedeckt inwendig die Fleischseite des Oberleders, fühlt sich angenehm glatt an und nimmt die Fußfeuchtigkeit auf. Das fördert ein hygienisches Fußklima.
Auf der Brandsohle steht der Fuß. Unsere Brandsohlen sind aus hochwertigem, pflanzlich gegerbtem Rindleder gearbeitet. Vegetabil gegerbtes Leder kann Feuchtigkeit besonders gut aufnehmen und wirkt natürlich antimykotisch. Das schafft beste Voraussetzungen für ein gesundes Fußklima und hohen Tragekomfort.
Der schmale Hohlraum zwischen Brandsohle (12) und Zwischensohle (14) wird mit Ausballmasse gefüllt. Wir verwenden dafür Filz. Durch das Körpergewicht und die Körperwärme des Trägers gibt dieser beim Tragen nach und formt ein leichtes Fußbett. Zugleich dämpft der Filz den Auftritt und isoliert gegen Kälte und Hitze.
Nach dem Ausballen wird die Zwischensohle auf den Schuh aufgelegt und mit der Doppelnaht (8) an den Rahmen (7) angenäht, der seinerseits durch die Einstechnaht (4) mit Brandsohle (12) und Oberleder (9) verbunden ist. Die Zwischensohle liegt somit zwischen der Brandsohle und der Laufsohle. Sie dient zur Aufnahme der Laufsohle und erhöht die Stabilität des Schuhbodens.
Mit der Laufsohle stehen wir auf dem Boden. Sie ist die unterste Schicht des Haferlschuhs. Je nach Modell verarbeiten wir als Laufsohlen entweder hochwertige Gummi-Profilsohlen der Marken vibram® und SKYWALK® oder Vollrindledersohlen mit niedrigem Lederabsatz.
Wo die Brandsohle früher „gerisst“ (eingeschnitten) und eine „Lippe“ aufgestellt wurde, klebt man heute ein festes Textilband auf. Dieses nimmt anstelle der Lippe die Einstechnaht (4) auf und verbindet so die Brandsohle (12) mit dem Oberleder (9) und dem Rahmen (7).
Der Leisten füllt den Schuh während der Herstellung (Montage). Damit gibt er dem Schuh eine markante Optik und bestimmt zugleich auch die Passform und Fußfreundlichkeit. Alle Haferlschuhe basieren auf lang überlieferten traditionellen Leistenformen. Nur die Schiffchen-Spitze lässt gewisse regionale und kulturelle Unterschiede erkennen. Unsere Haferlschuhe werden über unsere bewährten Leisten für Damen und Herren gefertigt.