Der Haferlschuh ist kein Designerschuh, auch wenn man ihn ohne Vorkenntnisse dafür halten könnte, sondern ein traditioneller Arbeitsschuh aus dem Allgäu.
Jedes Detail an ihm ist funktional und war ursprünglich für einen sicheren Gebrauch in den Bergen bestimmt: Die typisch eckige Schuhspitze (Schiffchen) hält Druck von den Zehen fern. Die dekorative Staublasche schützt vor dem Eindringen von Regenwasser oder Staub. Und die ausgeschnittenen Seitenteile verhindern ein Scheuern an den Knöcheln.
Das war vor zweihundert Jahren so, und das gilt auch heute noch. Dabei ist der Haferlschuh längst im modernen Leben angekommen. Er gehört also nicht nur zur bayrischen und zur österreichischen Tracht und macht das Gwand mit Lederhose und Dirndl erst richtig zünftig. Der Haferlschuh hat auch im modernen Alltag viele Vorteile. Das wichtigste ist im Folgenden zusammengefasst. Weitere Details erfahren Sie beim Besuch unserer Wissenstexte über die Menüleiste, Stichwort Original Haferl.
Zu Hause ist der Haferlschuh da, wo andere Urlaub machen: im bayerischen Allgäu. Hier hat ihn ein Schuhmacher aus dem Marktflecken Oberstdorf vor über zweihundert Jahren in seiner Urform erfunden.
Eigentlich wollte Schuhmacher Franz Schratt nur eine trittsichere Fußbekleidung für die Bauern, Waldarbeiter und Jäger seiner Heimat entwerfen. Doch der robuste Schuh mit dem markanten Profil wurde bald immer beliebter. Denn kein anderer Schuh war so stabil und und sah dabei so fesch aus.
Haferlschuhe breiteten sich schließlich im ganzen Alpenraum aus, von Bayern über Österreich bis in die Schweiz und nach Norditalien. Als im 19. Jahrhundert die ersten Touristen kamen, lernten sie auch die Haferlschuhe kennen. Viele nahmen die dekorativen Lederschuhe als Urlaubs-Andenken mit nach Hause. Seither gehört der Haferlschuh für Buam und Madln zu Bayern wie die Lederhose, das Dirndl und das weltberühmte Oktoberfest.
Der klassische Haferlschuh besteht im Oberteil aus einem Stück Leder. Dadurch kann keine Naht reißen, was den Haferlschuh besonders unempfindlich macht. Auch die Konstruktion ist äußerst haltbar. Anders als bei den meisten modernen Schuhen ist die Sohle nicht an das Oberteil geklebt oder angeschweißt, sondern mit zwei Nähten angenäht.
Diese Zwienäh-Technik ist sehr alt. Die Schuhmacher stellen damit schon seit vielen hundert Jahren besonders strapazierfähige Lederschuhe her. Früher war das reine Handarbeit. Diese ist heute aber unbezahlbar geworden. Daher übernehmen uralte mechanische Maschinen aus der Frühindustrialisierung das Nähen. Sie können in unserer Manufaktur (lat. „Ort, wo mit der Hand gearbeitet wird“) in Ungarn nur von geübten Handwerwerkern bedient werden. Damit steckt bis heute sehr viel echte Handarbeit in allen zwiegenähten Haferlschuhen von Original Haferl und von Schuhwerk Schwangau.
Jeder Haferlschuh ist nur so gut wie seine Bestandteile. Vollnarbiges Leder aus europäischen Gerbereien und Profilsohlen von Vibram® geben unseren Haferlschuhen ihre besondere Schönheit und Qualität.
Das Leder für die Sohle muss fest, dicht und abriebfest sein. Das Schuhoberteil (Schaft) soll sich dagegen elastisch der Fußform anpassen. Das erfordert unterschiedliche Gerbverfahren. Diese maßgeschneiderte Qualität der Leder und die traditionelle Manufaktur-Fertigung machen zwiegenähte Haferlschuhe einmalig. Wer sie gut behandelt, hat viele Jahre seine Freude an ihnen.
Das Wichtigste: Der Haferlschuh muss passen - nicht nur zu Ihrer bayerischen Tracht oder zu Ihrer modernen Garderobe, sondern vor allem zu Ihrem Fuß.
Was wir uns selten klarmachen: Unser ganzes Körpergewicht ruht auf unseren Füßen. Wenn wir Schuhe tragen, die nicht passen, verliert unser Fuß auf Dauer seine gesunde Form und Funktionstüchtigkeit. Denn Druck auf die Zehen bedeutet Stress für den Fuß, vor allem für das Großzehengrundgelenk, das sich wehrt und immer mehr schmerzt. Ist unsere Eitelkeit das wert?!
Schauen wir auf unsere nackten Füße. Unsere große Zehe will im Barfußzustand immer in Laufrichtung liegen. Denn so können wir optimal abrollen. Also sollte sie auch im Schuh möglichst gerade liegen und keinesfalls von seitlich vorne durch eine zu enge „elegante“ Spitze zur Mitte gedrückt werden.
Bei allen unseren klassischen wie auch unseren neuen Haferlschuhen werden die Zehen konsequent geschützt. Denn wir verwenden nur traditionelle Leisten, die der Anatomie und Biomechanik des Fußes angepasst sind. Diese Leisten haben sich seit vielen Generationen bewährt.
Haferlschuh ist nicht gleich Haferlschuh. Traditionell sind Haferlschuhe zwiegenäht, wie wir hier dargelegt haben - und das mit gutem Grund.
Zum einen sieht man Zwiegenähten an, dass sie etwas aushalten können. Das gibt ihnen einen besonderen Adel. Durch ihre grundsolide Konstruktion können sie dem Fuß aber auch Halt und Komfort bieten und sind darum sehr angenehm zu tragen. Darüberhinaus sind echt Zwiegenähte dauerhaft formstabil und durch die doppelte Sohle auch hochwertig zu reparieren.
Leider ist die Zwienäh-Machart sehr aufwendig und kostpielig. Nicht wenige Hersteller in Bayern oder Österreich verkaufen daher heute auch Lederschuhe, die nur optisch wie Haferlschuhe aussehen. Dabei ist die Sohle nicht genäht, sondern geklebt (AGO-Verfahren), manchmal sogar mit einer aufgeklebten Ziernaht geschmückt. Solche Folklore-Haferlschuhe können mit echten zwiegenähten in punkto Qualität jedoch nicht mithalten.
Verlassen Sie sich also besser nicht auf den Augenschein, wenn Sie Modelle anderer Hersteller prüfen. Am besten fragen Sie beim Händler nach oder recherchieren auf der Website des Herstellers.
Unsere Produkte von Original Haferl und Schwuhwerk Schwangau sind ausnahmslos echt zwiegenäht, besonders elegante Modelle auch rahmengenäht.