Richtige Haferlschuhe sind doch schwarz und nicht braun, oder? So etwas kann man schon einmal von einem traditionellen Trachtler hören. Doch stimmt das wirklich? Oder aber waren vielleicht früher die Herren-Haferlschuhe nicht sogar braun?
Überliefert ist, dass die Haferlschuhe von Franz Schratt, einem Schuhmacher im wunderschönen Allgäu, im Jahr 1803 erfunden wurden. Der Geschichte nach soll Franz Schratt sich von dem Huf des Gamsbocks inspiriert haben lassen. Er hatte nämlich beobachtet, wie trittsicher diese wunderschön braunen Tiere in unwegsamen Geländen unterwegs waren. Auf jeden Fall konstruierte er die neuen Herrenschuhe so, dass sie mit einer Ledersohle ausgestattet waren und außen mit Eisenbeschlägen für guten Tritt sorgten.
Welche Farbe die ersten Haferlschuhe hatten, werden wir wohl nie genau herausfinden können. Vieles spricht aber dafür, dass die robusten Lederschuhe für hart arbeitende Männer wie Bauern und Jäger in der Anfangszeit überwiegend braun waren. Damals wurden die Rinderhäute in natürlichen Verfahren mit gerbsäurehaltigen Rinden, Blättern und anderen Naturstoffen zu haltbarem Rindleder gegerbt. Das Ergebnis dürften Leder in verschiedenen Brauntönen gewesen sein. Geeignete Farbstoffe, um das Leder anders einzufärben waren wohl kaum verfügbar.
Braune Haferlschuhe werden heute gerne zur traditionellen Tracht getragen. So sieht man sie oft bei Trachtenveranstaltungen oder auf dem Münchner Oktoberfest, der sogenannten “Wiesn”. Dabei macht sich der Lederschuh-Klassiker für Männer in braun auch hervorragend zur legeren Jeans oder sogar zum feinen Anzug. Und wer jetzt mit dem traditionellen englischen Sprichwort “no brown after six” um die Ecke kommt, dem sei gesagt, dass der braune Haferlschuh für Herren eine viel ältere Tradition hat als das englische Sprichwort.